auto-motor-special 12/2018 • Seite 41
erstellt am 04.11.2018

 
Blickfang im Škoda Museum

In neuem Glanz

Zum 100. Gründungsjubiläum der Tschechoslowakei präsentiert Škoda mit dem 860er ein frisch restauriertes Juwel seines Museumsbestandes.

Salzburg (at). Das Ausstellungsstück von 1932 ist das einzige erhaltene Cabriolet der Baureihe und zeugt von den frühen Glanzzeiten des tschechischen Automobilherstellers. Das luxuriöse Fahrzeug setzte seinerzeit Maßstäbe bei Ausstattung, Fahrkomfort und Leistung. Der laufruhige Achtzylinder-Reihenmotor beeindruckte damals durch seine hohe Elastizität.

Ab sofort ist der Škoda 860 Teil der Dauerausstellung im Škoda Museum in Mladá Boleslav. Mit dem 860 knüpften die Konstrukteure in Mladá Boleslav technisch an den Laurin & Klement FF von 1907 an, das wahrscheinlich erste Automobil mit Achtzylinder-Reihenmotor in Mitteleuropa.

Um die Schwingungen im Motor zu reduzieren, setzten die Ingenieure beim Škoda 860 auf eine neunfach gelagerte Kurbelwelle sowie einen Lanchester-Schwingungsdämpfer. Die Elastizität des Viertakt-Ottomotors mit 3.880 ccm Hubraum beeindruckt noch heute: Im dritten und höchsten Gang beschleunigt das fast 5,5 Meter lange Fahrzeug bereits ab Schrittgeschwindigkeit – die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 110 km/h. Ebenfalls vorbildlich für diese Zeit war das Bremssystem mit einem Unterdruck-Bremskraftverstärker.

Beim Škoda 860 aus dem Museumsbestand handelt es sich um das einzige erhaltene Cabriolet der Baureihe. Škoda ließ das Fahrzeug in den vergangenen zwei Jahren aufwendig restaurieren und legte dabei höchsten Wert auf Originaltreue.

Der 860 bot einige für die 30er-Jahre hochinnovative Ausstattungsdetails, zum Beispiel den Neigungsmesser auf dem Armaturenbrett, der als Vorgänger der modernen Schaltempfehlungsanzeige gilt. Bei Steigung oder Gefälle riet das Messgerät, rechtzeitig herunterzuschalten, auf gerader Strecke gab es die Empfehlung zum Hochschalten.

Der mit Achtzylindermotor ausgestattete 860 verfügte bei 3000/min über eine Leistung von 60 PS/44 kW. Das Fahrzeug basierte auf einem robusten Leiterrahmen – lange, breite Blattfedern mit hydraulischen Stoßdämpfern federten die zwei Starrachsen.

Bis Sommer 1931 entstanden insgesamt 49 Chassis, die letzten beiden erhielten ihre Karosserien im Frühling 1933. Trotz hochwertiger Ausstattung und überzeugender Motorleistung blieb der ganz große Erfolg des Škoda 860 aus. Grund war unter anderem die Weltwirtschaftskrise: Der Einstiegspreis der Limousine lag bei 125.000 Kronen, das Cabriolet startete bei 140.000 Kronen.