Das Testfahrzeug Mercedes-Benz A 250 Green-Edition ist überkomplett ausgestattet. Alles drin, was gut und teuer ist. Alles gut durchdacht ausgeführt, nimmt man nur als ein Beispiel die Brillenhalterung am Dachhimmel her. Hochwertige Materialien, sportliche AMG-Line, 19-Zöller, es bleiben keine Wünsche offen.
Nominell reißen 224 PS heutzutage niemanden vom Fahrersitz, die 250 Spitze (Werksangabe) deuten jedoch auf Streuung nach oben und auf entsprechend ausgefeilte Windkanalarbeit.
Erfreulich: Der Spurhalteassistent ist ausgereift, nicht nervend, die Rückmeldung von der Straße her ist genau richtig. Extrem unterwegs, spürt man das Eingreifen der elektronischen Helferleins, die sanft für Sicherheit sorgen.
Denen werden wir es schon noch zeigen. Siehe da: rasant durch Kurven gejagt, wird das Heck am Scheitelpunkt leicht. Zu einem Eindrehen (Übersteuern) kommt es aber nicht, da wären wir schon wieder bei den fleißigen Helferleins, verkneifen uns aber ein Walter Röhrl-Zitat. Nicht alle unserer Leser sind Rennfahrer.
Kurvengeschwindigkeiten jenseits von Gut und Böse sind fahrbar, getestet auf winkeligen Bergstraßen. Nur geeichte BeifahrerInnen können diese - neben dem Chauffeur natürlich - dann auch wirklich auskosten
Und der Antritt des A 250 ist phänomenal. Sechs komma zwo ist eine klare Ansage, Überholmanöver sind in Windeseile vollzogen, ohne Risiko. Eine tolle Sache. .
Wir haben die Bremsanlage gefordert, aber nicht wirklich beeindrucken können, tadellos auch bei schneller Passabfahrt. Das niedrige Fahrzeuggewicht spielt hier wie dort, siehe auch die guten Fahrwerte, mit.
Das Runter- und Raufschalten via Schaltwippen ist nicht allein ein akustischer, sondern ein ganzkörperlicher Genuss. Zügige Anschlüsse in sämtlichen Stufen des Siebengang-Automatikgetriebes sorgen für raketenartigen Vortrieb.
Hamilton hat eine Schaltstufe mehr
Lewis Hamilton darf in seinem Formel 1-Boliden acht Gänge sortieren. Ein weiterer Unterschied: sein Multifunktionslenkrad hat ein zusätzliches Paddel für die Kupplung. Braucht er für den Start. Wir nicht, wir erfreuen uns am Start-/Stopp-System, lösen die Bremse und streicheln das Gaspedal. Noch ein kleiner Unterschied: Ohrstöpsel wollen wir auch nicht, wir genießen den Sound ...
Von den vorhandenen vier Fahrmodi "Eco", "Individuell", "Sport" und "Comfort" haben wir hauptsächlich "Sport" strapaziert, aber auch "Eco" ist zum Zug gekommen. Zum Ausgleich oder als Ruhepool. Vorwiegend bei den derzeit vorherrschenden Bedingungen im Tiroler Alltagsverkehr. Mitschwimmen kommt naturgemäß dem Verbrauch zu Gute, der geht dann schon entsprechend runter: 5,7 Liter Super auf 100 Kilometer für die Tirol-Etappe.
Hände noch ans Lenkrad
Der Schritt zum selbstständig fahrenden Auto ist nicht mehr groß. Die neue A-Klasse kann auch bei einer Geschwindigkeit von 200 km/h den Abstand zum Vorderfahrzeug konstant halten. Das Spurhaltesystem funktoniert, wie bereits angerissen, perfekt. Im Notfall steigt der aktive Brems-Assistent in die Eisen. Und sollte der Chauffeur auffällig untätig werden, stellt der A 250 den Betrieb ein, langsam, sachte und spurtreu.
Die rechte Hälfte des Armaturenpaneels ist als touchscreen-Element ausgelegt
Als Gerne-Systemausschalter möchte der Autor abschließend doch betonen, dass es angebracht wäre, diejenigen Systeme, die vorwiegend der Sicherheit dienen, nicht der Willkür der Fahrerin/des Fahrers auszusetzen – also ein Ausschalten generell nicht mehr zuzulassen.
Beispiel gefällig: der Totwinkel-Assistent (optische Warnung in den Aussenspiegeln) ist hilf- und segensreich, aber weggeschalten ist er leider Gottes nutzlos. Hallo Mercedes: Einschalten bitte!